„Und der Mann ist mal wieder der Held“ – Wenn das kulturelle Verständnis fehlt
In Europa kämpfen die Frauen, wenn man es genauer betrachtet, seit der Französischen Revolution um ihre Gleichberechtigung und ihre individuelle Freiheit. Um ihre geistige und sexuelle Freiheit zum Beispiel oder auch um die Gleichberechtigung in der Arbeitswelt. Ich kann mich noch gut an die Familienstrukturen von früher erinnern: lud der Großvater ein, so hatte die ganze Familie zu kommen. Er war das Familienoberhaupt, der Clanführer, wie man es heute bezeichnen würde. Zu der Zeit hatte auch Frau wenn irgendwie möglich, brav daheim bei den Kindern zu sein, den Haushalt zu führen und dem Mann das Leben bequem zu machen. Überhaupt durfte eine verheiratete Frau in Deutschland bis 1976 nur mit Erlaubnis des Mannes arbeiten. Es war nicht „schicklich“. Sprüche wie „mach uns keine Schande“ oder „das gehört sich nicht für ein anständiges Mädchen“ resultieren noch aus einem Verständnis, in dem sich die Ehre der Familie mit über das sexuelle Verhalten der Frau definierte.
Nicht zuletzt durch die Globalisierung und der damit verbundenen Flexibilisierung im Arbeitsmarktbereich, sind diese Strukturen aufgebrochen. Kleinere Familienverbände, oftmals kilometerweit voneinander getrennt, Singlehaushalte und Patchworkfamilien sind die Folge. Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, geistige Freiheit des Individuums, das ist für uns alles selbstverständlich. Die Frau hat in vielen Bereichen Gleichberechtigung erreicht und wird gleich respektvoll behandelt – zumindest in den Industriestaaten. Viele können sich dieses „früher“ nicht mehr wirklich vorstellen.
Und doch ist es viel näher, als manche glauben mögen – nicht nur näher, sondern mitten unter uns. Mitten in Europa. Mitten in Deutschland. Patriarchalische Strukturen, die wir hier im Westen vielfach hinter uns gelassen haben, finden sich im Nahen Osten, in Afrika, in Asien immer noch zu Hauf. Dieses Verständnis von der Rolle der Frau, die oftmals auf die Mutter, die Ehefrau und die Schwester reduziert wird und über deren sexuelles Verhalten sich die Ehre des Clans definiert, wird durch Zuwanderung und Flucht wieder zu uns importiert. Leider wird hierfür oftmals die Religion als Deckmantel dazu missbraucht, der Frau Angst einzuflößen und sie psychisch unter Druck zu setzen, um die Macht des Patriarchats zu erhalten. Diese Strukturen sind glaubensübergreifend und betreffen die verschiedenen Ethnien gleichermaßen.
Durch das Aufeinanderprallen dieser unterschiedlichen Ansichten und einem mangelnden kulturellen Verständnis, resultieren mehrere Dilemma.
Die Frauen innerhalb dieser Communities haben es von Haus aus schwer, sich ihre Freiheiten zu erkämpfen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Iran, wo die Frauen, obwohl sie schwere Strafen befürchten müssen, dafür auf die Straße gehen, um gegen den Kopftuchzwang zu protestieren, während hier in Deutschland westliche „Feministinnen“ aus einer falsch verstandenen Toleranz heraus für das Kopftuch eintreten, und eben diese Freiheitsbemühungen konterkarieren. Sie können oder wollen nicht sehen, dass die wenigsten Frauen das Kopftuch tatsächlich freiwillig tragen und dies nur tun, weil sie entsprechend jahrelang indoktriniert und unter Druck gesetzt wurden.
Tritt jetzt ein Mann für die Frauenrechte ein, und stammt dieser auch noch aus einer orientalischen Community, so kann er eigentlich nur verlieren. Zum einen wird er, weil er sich gegen das Patriarchat und damit gegen die eigenen „Brüder“ stellt, als Verräter diffamiert und sieht sich öffentlichen Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt, die nach deutscher Rechtsprechung, die für alle hier gleichermaßen gilt, bereits strafbar sind. Hält jetzt dieser auch noch Vorträge über das Patriarchat und keine Frau, ruft er deutsche Möchtegernfeministinnen auf den Plan, die der Meinung sind, dass Mann sich auf Kosten der Frau profilieren möchte. Dass aber die Frauen vielfach einfach Angst haben und Führung brauchen, um ihre Rechte in die eigene Hand zu nehmen, wird nicht gesehen. Originalton: „Und der Mann stellt sich wieder einmal als Held dar“.
Liebe Frauen, wir sollten nicht in das Extrem verfallen, die Männer generell als Feind zu sehen, der bekämpft werden muss. Wie immer im Leben gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Wir sollten uns zusammentun und mit einer Stimme sprechen, egal ob Mann oder Frau, und uns gemeinsam für die Einhaltung der allgemein gültigen Menschenrechte der UN-Charta von 1948 einsetzen. Denn sie sind die Grundlage für ein respektvolles Miteinander und eine Gleichberechtigung, die diesen Namen auch verdient.
Daniela Hofmann
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