26.08.2018/Kroatien A1, nahe Split
Von Augsburg gestartet, über Österreich und Slowenien, haben wir, bzw. habe ich (David schläft bereits) nach ca. 900 Kilometern entschieden, an einem schnöden Autobahnrastplatz anzuhalten und zu übernachten.
Für den 16-jährigen Heranwachsenden ist es das erste Mal, dass er alleine die Welt erkundet. Dennoch scheint es für ihn normal zu sein, sich einer grenzenlosen Reiselust hinzugeben. Zwischendurch fragt er mich, in Gedanken versunken, ob ich in den Jahren im Nahen Osten Menschen umgebracht habe. Die Frage überrascht mich ein bisschen.
Ich denke lange über seine Worte nach.
Schließlich antworte ich ihm.
„Nein, ich habe niemandem durch mein direktes Handeln das Leben genommen. Ich kann aber nicht ausschließen, dass es durch indirekte Handlungen geschah, um Leben retten zu können.“
Ich erklärte David, dass es Situationen gibt, in denen man Verantwortung zu tragen hat und Entscheidungen nicht einfach zu treffen sind. Unabhängig wie man sich entscheidet, wird man Opfer in Kauf nehmen müssen.
Das ist die bittere Wahrheit, der sich die stellen müssen, die Verantwortung für andere und die Gesellschaft übernommen haben.
Heute Morgen wachten wir auf und David tippte gedankenversunken, sein Verstand scheint die ganze Zeit nach Antworten zu suchen, Inhalte in sein Smartphone.
Ob dem Jugendlichen wohl bewusst ist, dass er sich in einem Land befindet, in dem sich Bürger Europas vor gar nicht allzu langer Zeit gegenseitig bekriegten und Abscheuliches antaten?
Simon Jacob
Kroatien, nahe Split
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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