Die von den einzelnen Autoren veröffentlichten Texte und Artikel geben nicht die Meinung von Oannes Consulting Journalism oder Project Peacemaker e.V. wieder
Autor: Simon Jacob
Ort: Rojava, Syrien
Kategorie: Videoartikel
Rubrik: Politik
Datum: 07.08.2015
Portal: www.simonjacob.info
Textdauer: ca. 2 Min.
Videodauer: ca. 26 Min.
Sprache: Englisch, Deutsch
Titel: Ist Rojava, im Aramäischen Gozarto genannt, eine demokratische Blaupause ?
ENTWICKLUNGEN NAHOST - NORDSYRIEN - WAS IST ROJAVA?
Diese Dokumentation stellte ich 2015 fertig.
Heute, drei Jahre später, nach dem Abzug der US - Streitkräfte aus der Region, stellt sich mir die Frage, welchen Anlass die Türkei hat das entstandene Gebilde, welche sich "Rojava" nennt, zu verhindern.
Es ist einfach.
Sollte das Projekt funktionieren, und das tut es momentan ganz gut, würde es eine Signalwirkung auch für andere Regionen im Nahen Osten haben. Damit einhergehend könnten Kurden auch in anderen Gebieten Ansprüche erheben.
Und das ist die Sorge der Türkei, aber auch anderer Territorialstaaten in der Region.
Die Reportage hat nur 26 Minuten.
Doch lohnt es sich.
Vieles davon beschreibe ich auch in meinem Buch:
"Peacemaker - Mein Krieg. Mein Friede. Unsere Zukunft"
Ist Rojava, im Aramäischen Gozarto genannt, eine demokratische Blaupause?
Seit 2012 besuche ich immer wieder mit Medienteams das Bürgerkriegsland Syrien, um die aktuellen Entwicklungen beobachten zu können. Mit Fokus auf die Entwicklung derer, die , nach westlichen Maßstäben, die Fähigkeit erlangt haben, eine Art Basisdemokratie zu etablieren. Vor vier Jahren war ich noch äußerst skeptisch, als sich das von Teilen der kurdischen Bevölkerung angebahnte Modell einer Basisdemokratie entwickeln sollte, an der alle Ethnien gleichberechtigt partizipieren sollen. Das Misstrauen zwischen den verschiedenen Ethnien – Kurden, Suryoye (christliche Assyrer/Aramäer/Chaldäer), Araber (Sunnitische Stämme) und Turkmenen war sehr groß. Und selbst unter den Kurden im nördlichen Syrien, die die politische Idee einer multikulturellen Basisdemokratie vorantreiben, herrscht nicht immer Einigkeit. 2014 und 2015 besuchte ich abermals die Region, eigenständig als Journalist, um die weiteren Entwicklungen dokumentieren zu können. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne hat sich viel getan. Im Schatten des Krieges wurden vier Kantone, ähnlich dem Schweizer Modell, gegründet. Eine Verfassung integriert, die z.B. vorschreibt dass 40 % der Parlamentarier Frauen sein müssen. Regionale Verwaltungen sind entstanden. Militärische und polizeiliche Strukturen wurden etabliert. Das jetzige militärische Bündnis, bestehend aus Teilen der Freien Syrischen Armee, sunnitisch – arabischen Stämmen, christlichen Suryoye und Kurden, SDF (Syrian Democratic Forces), resultierte aus den damaligen Bestrebungen dem IS und anderen Extremisten etwas entgegensetzen zu können. Das neue Militärbündnis am Boden wird aus der Luft aus von der Nato unterstützt und erhält eine teilweise materielle Versorgung durch Russland. Das Verhältnis zum Regime könnte man als oppositionell bis neutral betrachten. Zumindest wurde einzelnen kurdischen Fraktionen eine Nähe zum Regime nachgesagt. Weitere Gruppierungen der christlichen Suryoye stehen dem Machthaber Assad ebenfalls nahe. Andere christliche Formationen sind im oppositionellen bis möglichst neutralen Bereich angesiedelt. Vielleicht bietet sich durch dieses neue Konstrukt, welches die Rechte aller Ethnien und Religionen im Auge hat, eine Chance an, nicht nur für Syrien, sondern auch für andere Teile des Nahen Ostens, eine Blaupause zu schaffen, welche Frieden und Stabilität schaffen kann. Die Aussagen meiner Interviewpartner zeugen vom Willen, genau dies zu tun.
Simon Jacob
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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