Autor: Daniela Hofmann
Ort: München, Deutschland
Kategorie: Artikel
Rubrik: Extremismus
Datum: 30.09.2018
Portal: www.peacemaker-tour.com
Textdauer: ca. 3 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: Das Massaker von Babyn Jar
Das Massaker von Babyn Jar
Von Mitte August bis zum 26. September 1941 herrschte im Zweiten Weltkrieg ein erbitterter Kampf zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee um die ukrainische Hauptstadt Kiew, die letztendlich von den Deutschen Soldaten eingenommen wurde. Ein Großteil der rund 220.000 jüdischen Bürger Kiews war bereits vor dem Einmarsch der Wehrmacht geflohen oder hatte sich der Roten Armee angeschlossen. Etwas 50.000, überwiegend ältere Männer, Frauen und Kinder, lebten noch dort.
Wenige Tage nach der Eroberung waren mehrere hundert Wehrmachtsangehörige bei Explosionen im Kiewer Stadtzentrum ums Leben gekommen. Wehrmacht und SS beschlossen daraufhin, einen Großteil der Juden als Vergeltung zu töten und dieses Vorhaben als eine „Evakuierungsaktion der Juden“ zu tarnen.
Am 28. September 1941 wurde ein Aufruf über eine Evakuierung herausgegeben, dem mehr Menschen folgten, als erwartet.
„Sämtliche Juden der Stadt Kiew und Umgebung haben sich am Montag, dem 29. September bis 8 Uhr … einzufinden. Mitzunehmen sind Dokumente, Geld und Wertsachen… Wer dieser Aufforderung nicht nachkommt und anderweitig angetroffen wird, wird erschossen. Wer in verlassene Wohnungen von Juden eindringt oder Gegenstände entwendet, wird erschossen.“
In Gruppen wurden die Menschen aus der Stadt zur ca. 2,5 km langen und bis zu 30 Meter tiefen Schlucht Babyn Jar geführt, wo sie sich ihrer Kleidung und Wertgegenstände entledigen mussten und erschossen wurden.
Mehr als 33.000 Juden vielen am 29. und 30. September 1941 dem Tötungswahn von Wehrmacht und SS zum Opfer.
Eine der wenigen Überlebenden war Dina Pronitschewa, die lt. Wikipedia das Grauen wie folgt schilderte:
„Sie mussten sich bäuchlings auf die Leichen der Ermordeten legen und auf die Schüsse warten, die von oben kamen. Dann kam die nächste Gruppe. 36 Stunden lang kamen Juden und starben. Vielleicht waren die Menschen im Sterben und im Tod gleich, aber jeder war anders bis zum letzten Moment, jeder hatte andere Gedanken und Vorahnungen, bis alles klar war, und dann wurde alles schwarz. Manche Menschen starben mit dem Gedanken an andere, wie die Mutter der schönen fünfzehnjährigen Sara, die bat, gemeinsam mit ihrer Tochter erschossen zu werden. Hier war selbst zum Schluss noch eine Sorge: Wenn sie sah, wie ihre Tochter erschossen wurde, würde sie nicht mehr sehen, wie sie vergewaltigt wurde. Eine nackte Mutter verbrachte ihre letzten Augenblicke damit, ihrem Säugling die Brust zu geben. Als das Baby lebendig in die Schlucht geworfen wurde, sprang sie hinterher.“
Auch in der heutigen Zeit sehen wir dieselben Gräueltaten, nur unter einem anderen Deckmantel. Dafür müssen wir gar nicht über den großen Teich blicken. Ein Blick in den Nahen Osten reicht aus.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin lieget der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ (Primo Levi)
Es ist geschehen und geschieht unter unser aller Augen gerade wieder. Es liegt an uns allen, dem Grauen ein Ende zu bereiten und der Menschlichkeit eine Stimme zu geben.
Daniela Hofmann
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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