Christliche Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak – Istanbul, Drehkreuz nach Europa
„Sie haben alle ihre Häuser verkauft, verweilen hier für ein paar Wochen und nehmen dann den illegalen Weg über das Wasser,“ so der Kirchenvorsitzende der „Heiligen Maria“-Gemeinde in Istanbul, als wir mehrere Flüchtlingsunterkünfte im außerhalb des Zentrums gelegenen Distrikt besuchen.
An die 60 Flüchtlinge aus Syrien verweilen hier. Frauen, junge Männer und besonders viele Kinder. Sie alle sind vor dem Krieg in Syrien geflohen und klopfen an den Türen der Kirche und damit meistens beim Vorsitzenden Turgay Altinisik. Vor Jahren, als die Tragödie in Syrien begann, gründete die Gemeinde mit Unterstützung des Bischofs ein Flüchtlingskomitee, welches sich um die Neuankömmlinge in Istanbul kümmern sollte. Die meisten Christen die fliehen, egal ob nun aus dem Irak oder Syrien, ziehen es vor, entweder bei Familien unterzukommen, sofern dies möglich ist, oder bei den verschiedenen Kirchengemeinden. Für den Unternehmer Turgay spielt es dabei keine Rolle, welcher konfessionellen Richtung die Hilfesuchenden angehören. Wichtig ist, dass sie ein Dach über den Kopf und etwas zu Essen haben, bis sie weiterreisen. Der Vertreter des Flüchtlingskomitees macht keinen Hehl aus den Zielen der Flüchtlinge: Sie alle wollen nach Europa. Das Versprechen Deutschlands, unbegrenzt Flüchtlinge aufzunehmen, hat auch bei den Christen des Nahen Ostens eine immense Sogwirkung entfaltet. Im näheren Gespräch kritisiert er die Haltung der Europäer. Denn sinnvoller wäre es, in den Ursprungsländern Möglichkeiten der legalen Migration zu schaffen, um gerade den Schleusern die Grundlage zu nehmen. Sie, die Schleuser, verlangen mehrere 1000 € für den illegalen Übertritt nach Europa. Und in so manch tragischem Fall kommen die Flüchtlinge nie an. Besonders hart trifft es junge Frauen und Mädchen, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit, die von den skrupellosen Kriminellen für ca. 1000 € an die verschiedensten Organisationen verkauft werden. Nicht selten sind sie dann als käufliche Ware auf den Sklavenmärkten des IS wiederzufinden.
Besonders harte Kritik wurde von den Vertretern der Kirchengemeinde am UNHCR geäußert. Dieser weigere sich einfach, besonders in Bezug auf christliche Flüchtlinge, die Realität anzuerkennen. Großzügige materielle Unterstützung kam bisher nur von der türkischen Regierung, die ein Programm startete, welches die Flüchtling in den Flüchtlingsunterkünften der Gemeinde mit Nahrung versorgte. Dieses ist nun ausgelaufen und die Gemeinde ist dringend auf Spenden angewiesen, die hauptsächlich von den Gemeinden in der Türkei kommen.
30.000 € Finanzierungsbedarf im Monat wurden genannt, für mehrere Flüchtlinge, die an verschiedenen Orten untergebracht sind.
Das Schicksal der Flüchtlinge, so scheint es mir, ist wie ein Lotteriespiel: Jeder hofft nach Europa, besonders Deutschland und Schweden, zu gelangen, indem er sich skrupellosen Schleppern anvertraut, die einem vollmundig eine tolle Bootsfahrt versprechen, die nicht selten in einer Tragödie endet.
Wer die Gemeinde mit einer Spende bei ihrer Arbeit unterstützen möchte, kann sich mit dem Vorsitzenden der „Heiligen Maria“-Gemeinde Turgay Altinisik per eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! in Verbindung setzen. Eine Spendenquittung kan ausgestellt werden.
Simon Jacob,
Istanbul
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