Auftaktartikel zu einer mehrteiligen Serie mit Berichten und Videos über die Situation in Nordsyrien/Nordirak, entstanden im Frühjahr 2018
Über 100 Jahre nach Sykes-Picot – Und der Frieden?
Am 16. Mai 1916 besiegelte eine geheime Übereinkunft zwischen Großbritannien und Frankreich die Aufteilung des Nahen Ostens nach der zu erwartenden Niederlage des Osmanischen Reiches, und legte die Saat für die Konflikte der heutigen Tage. Diese werden, so sehr ich mir auch das Gegenteil wünsche, so schnell nicht wieder abebben.
Großbritannien hatte ab dem Ende des Krieges die Vorherrschaft über das heutige Jordanien, den Irak und Haifa. Frankreich sollte über die Südost-Türkei, den Nordirak, Syrien sowie den Libanon herrschen. Staatsgrenzen wurden innerhalb der entsprechenden Einflusszonen gezogen. Mit der Folge, dass die auf verschiedene Regionen verteilten Stämme, die es über Jahrhunderte hinweg gewohnt waren über ein riesiges multiethnisches Gebiet , was das Osmanische Reich nun einmal war, zu reisen, plötzlich vor Barrieren standen. Die Urbevölkerung, traditionell lebend, in Clanstrukturen organisiert und dem Gesetz der Stammesgesellschaft folgend, rebellierte. Die Kolonialmächte bevorzugten es zunächst, die Rebellion der Stämme zu zerschlagen, um nicht den Zugang zu den ergiebigen Rohstoffen der Region, in erster Linie Energievorkommen, zu verlieren. Der blutige Partisanenkrieg, welcher auch als asymmetrischer Krieg bezeichnet wird, endete in der Niederlage der Kolonialmächte, welche die ehemaligen Kolonien in die Unabhängigkeit entließen. Doch leider waren sie aus Angst vor weiteren Konflikten ebenso darauf bedacht, auch Despoten und Autokraten zu unterstützen, die mit harter Hand die eigene Bevölkerung unterdrückten oder Klientelpolitik betrieben. Die Folgen sind heute wie Schockwellen bis nach ganz Europa als das zu sehen und zu spüren, was die Meisten als den Nahost – Konflikt kennen.
Seit Jahren obliegt es mir, besonders auch in meiner Funktion als freier Journalist und Berater, den Nahen Osten mit Schwerpunkt Irak – Syrien zu bereisen. Geprägt von den Ereignissen der letzten Jahre, im Besonderen denen zwischen 2010 und 2018, besuchte ich Ende Februar/Anfang März 2018 noch einmal die Region, um weitere Erkenntnisse zu erlangen. Vieles davon stimmt auch positiv. Doch nicht alles entwickelt sich in eine friedliche Richtung. In Syrien und im Irak tobt ein Stellvertreterkrieg, welcher massive Auswirkungen auf die Sicherheit Europas hat. Mit einer veränderten Politik der USA im geopolitischen und militärischen Rahmen, ändern sich auch die Rahmenbedingungen speziell für die Europäische Union. Was zur Folge hat, dass sich die EU sowohl militärisch und wirtschaftlich als auch im Sinne der Energie- und Migrationspolitik auf einen gemeinsamen Konsens konzentrieren muss.
Den Europäern bleibt in Anbetracht der demographischen Entwicklung und der neuen Machtverhältnisse weltweit, China, Russland und besonders der Iran sind hier als weitere Akteure zu nennen, überhaupt keine andere Wahl.
Simon Jacob
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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