MY IVLP... DAS ENDE EINER REISE INS UNBEKANNTE...
Vor über einem Jahr wurde ich gefragt, ob ich an einem Programm teilnehmen möchte, welches mich für über drei Wochen quer durch die USA führen sollte. Ziel des sogenannten "International Visitors Leadership Program", kurz IVLP, ist es, zukünftige oder aktive Führungskräfte aus den Bereichen Politik, Religion, Medien, Gesellschaft, Sicherheit usw. in die USA einzuladen, um voneinander zu lernen. Die genauere Beschreibung des Programms findet man online unter:
https://exchanges.state.gov/non-us/program/international-visitor-leadership-program-ivlp
Offen gesagt, ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet mich zu qualifizieren. Ebenfalls war es fraglich, aufgrund meiner vielen Reisen in den Nahen Osten, ob ich überhaupt ein Visum erhalten würde. Am Ende wurde ich ausgewählt und bekam auch noch das dafür nötige Reisedokument (J-Visa). In diesem Zusammenhang möchte ich mich besonders bei den Mitarbeitern im US Konsulat in München bedanken. Ich weiß, dass man sich dort sehr für mich eingesetzt hat. Nochmals danke dafür!
Am 08. Februar erreichte ich Washington, wo ich auch gleich meine Gruppe traf. Gökcen aus Deutschland, Vladimir aus Weißrussland, Vasiliki aus Griechenland, Melika aus Bosnien Herzegowina und Vibeke aus Norwegen. In diesem Moment ahnte ich noch nicht, wie intensiv die nächsten drei Wochen, die unsere Gruppe von Washington aus nach Baltimore, Charlotte, San Antonio und Salt Lake City führten, werden sollten. Quer über vier Bundesstaaten und gefühlt über 50 Meetings später (ich werde ausführlich über die einzelnen Treffen berichten), entstand zwischen uns allen ein Vertrauen, welches in dieser Konstellation niemals unter normalen Umständen zustande gekommen wäre. Natürlich hatten wir Differenzen. Wir alle kommen aus unterschiedlichen Bereichen mit verschiedenen Disziplinen. Doch stellten wir fest, zumindest ging es mir persönlich so, dass wir mehr Gemeinsamkeiten haben als uns bewusst war. Nach drei Wochen blicken wir uns vielleicht mit anderen Augen an. Wir verstehen besser, weshalb die Leugnung eines Genozids an Muslimen in Srebrenica (1995/Bosnien), Melika, die aus Bosnien stammt, so hart trifft. Unterhält man sich mit der quicklebendigen Gökcen, erkennt man den Mut hinter der jungen Muslima, islamische Theologie an den Schulen mit der Freiheit der Demokratie zu versöhnen.
Blickt man Vibike aus Norwegen in die sanft-blauen Augen, nimmt man den Schmerz in der Seele der Wissenschaftlerin wahr, die sich leidenschaftlich mit Antisemitismus beschäftigt. Vladimir, der einzige lutherische Priester in Weißrussland, zeigt uns durch seinen köstlich - einzigartigen Humor, dass die Einschränkung der Religionsfreiheit leider bittere Wahrheit ist. Und genießt die ausgiebigen Shopping-Möglichkeiten in den USA, die deutlich machen, dass auch Konsumieren ein Aspekt freiheitliches Handeln sein kann. Das letzte Gruppenmitglied, Vasiliki, stammt aus Griechenland. Die äußerst empathische und nachdenkliche Pädagogin steuerte die notwendige Balance bei, die unsere Gruppe ab und zu brauchte, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ich wünschte mir, wir hätten mehr Menschen wie Vasiliki auf dieser Welt.
Und nicht zu vergessen Marcelo, unser Gruppenleiter aus den USA mit argentinischen Wurzeln, der für uns alles exzellent koordinierte, organisierte und mich auch noch dann mitnahm, wenn ich seine Geduld äußerst strapazierte. Und hey...ich hatte immer eine Ausrede. Ich machte schließlich die Fotos und brauchte dafür Zeit.
Ich glaube nicht, dass ich solche intensiven Wochen jemals wieder erleben werde. Nicht in dieser Konstellation, nicht in solch einer prägenden Atmosphäre. Doch habe ich alle Momente mit meiner Kamera festgehalten. Nicht für mich. Sondern für all jene, die wir getroffen haben.
Weil ich aus eigener bitterer Erfahrung weiß, dass wir uns in die Augen blicken müssen, um die Waffen zu senken und einen Dialog zu beginnen...
Simon Jacob,
Letzter Tag des IVLP,
28. Februar 2020.
USA, Texas, Salt Lake City
-------------------------
MY IVLP... THE END OF A JOURNEY INTO THE UNKNOWN...
More than a year ago I was asked to participate in a program that would take me across the USA for more than three weeks. The goal of the so-called "International Visitors Leadership Program", short IVLP, is to invite future or active leaders from the fields of politics, religion, media, society, security, etc. to the USA to learn from each other. A more detailed description of the program can be found online at
https://exchanges.state.gov/non-us/program/international-visitor-leadership-program-ivlp
Frankly, I didn't necessarily expect to qualify. It was also questionable, due to my many trips to the Middle East, whether I would receive a visa at all. In the end, I was selected and also received the necessary travel document (J-Visa). In this context I would like to thank especially the staff at the US Consulate in Munich. I know that they have done a lot for me there. Thanks again for that!
On February 8th I reached Washington, where I met my group immediately. Gökcen from Germany, Vladimir from Belarus, Vasiliki from Greece, Melika from Bosnia Herzegovina and Vibeke from Norway. At that moment I had no idea how intense the next three weeks, which led our group from Washington to Baltimore, Charlotte, San Antonio and Salt Lake City, would be. Across four states and with the feeling of more than 50 meetings later (I will report in detail about the individual meetings), a trust developed between all of us which would never have been possible under normal circumstances in this constellation. Of course we had differences. We all come from different fields with different disciplines. But we realized, at least in my personal opinion, that we have more in common than we were aware of. After three weeks we might look at each other with different eyes. We understand better why the denial of a genocide against Muslims in Srebrenica (1995/Bosnia), Melika, who comes from Bosnia, hits so hard. Talking to the vivid Gökcen, we can see the courage behind the young Muslim woman to reconcile Islamic theology in schools with the freedom of democracy.
If you look into the gentle blue eyes of Vibike from Norway, you can feel the pain in the soul of the scientist who is passionately engaged in anti-Semitism. Vladimir, the only Lutheran priest in Belarus, shows us by means of his exquisite - unique humour that the restriction of religious freedom is unfortunately a bitter truth. And enjoys the extensive shopping opportunities in the USA, which clearly show that consumption can also be an aspect of freedom of action. The last group member, Vasiliki, comes from Greece. The very empathic and thoughtful educator contributed the necessary balance that our group needed from time to time in order not to get out of balance. I wish we had more people like Vasiliki in this world.
And not to forget Marcelo, our group leader from the USA with Argentinean roots, who coordinated and organized everything excellently for us and took me along even when I strained his patience extremely. And hey...I always had an excuse. I finally took the photos and needed time for it.
And that brings us to me.
I don't think I will ever experience such intense weeks again. Not in this constellation, not in such a powerful atmosphere. But I captured all the moments with my camera. Not for me, but for all those we met.
Because I know from my own bitter experience that we have to look into each other's eyes to drop our weapons and start a dialogue...
Simon Jacob,
Last day of the IVLP,
28th February 2020.
USA, Texas, Salt Lake City
Oannes Consulting Vortragsreihen
Simon Jacob steht für Lesungen, Vorträge und Seminare zur Verfügung. Für Vorträge zu Project Peacemaker und weiteren Themen wie beispielsweise Geopolitik Naher Osten oder Digitalisierung, Fakenews und Cyberwar bitte den Links folgen
Anfragen sind zu richten an:
Oannes Consulting - Medien & Kommunikationsberatung GmbH, Rechte Brandstr. 34, 86167 Augsburg
Frau Daniela Hofmann
Fon: +49 – (0) 89 – 24 88 300 50
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zugänglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
Bestellbar über