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Ich bin der EKD dankbar, dass in der aktuellen Publikation über Religionsfreiheit und Christenverfolgung, neben vielen weiteren interessanten Berichten, auch meine Gedanken veröffentlicht wurden...
Syrien – Christen zwischen Autokratie und Extremismus
Syrien hat eine vielschichtige christliche Community. Elf Konfessionen mit einer hohen Anzahl von Menschen, die sich zum christlichen Glauben bekennen, prägten das Bild vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges. Syrien, so die nationale Bezeichnung des Landes, erhielt seinen Namen eventuell von jenen aramäischen Stämmen, die der griechische Historiker Poseidonios (135–51 v. Chr.) als „Syroi/Syrio“ bezeichnete.
Viele Aramäer bekannten sich später zum Christentum und wurden fortan, wahrscheinlich aufgrund des gemeinsamen Sprachgebrauchs mit christlichen Assyrern und Chaldäern, verallgemeinernd als „Syriacs“ oder „Suryoye“ bezeichnet.
Andere Forscher dagegen sind der Auffassung, zumindest außerhalb der theologischen Komponente (dass Christen im nahöstlichen Raum unter dem Begriff „Suroye/Syriacs/Suryayas“ geführt werden, ist unbestritten), dass der Name „Syria“ von „Assyria“ abgeleitet wurde bzw. im Zusammenhang mit der im Libanon gelegenen Großstadt „Tyros“ steht, deren Entstehung auf 600 v. Chr. datiert wird.
Neben den Strömungen, die der syrischtheologischen Schule folgen, gibt es weitere Gemeinden die z.B. der melkitischen (römisch uniert), der rum.-orthodoxen (byzantinisch) oder der armenischen Kirche (altorientalisch) zuzuordnen sind.
So sehr sie auch untereinander zerstritten sind, so sehr eint sie der Gedanke – jedenfalls wenn es um die meisten Kirchenlenker in der Region geht – zu einem Herrscher zu stehen, der ihnen zugesteht als „Kirche“ existieren zu können – solange die Gläubigen sich in ein Zwangskorsett begeben, welches sie zwar atmen lässt, ihnen dennoch nicht alle Bürgerrechte, wie z.B. die politische Teilhabe, zugesteht. Trotzdem ist es mehr, als vielen sunnitischen Stämmen zugestanden wird, die weitab der urbanisierten Regionen in strukturschwachen Gegenden leben und vom alawitischen Herrscherhaus fordern, als gleichwertige Bürger betrachtet zu werden. Die Christen, als Unterstützer des Assad-Regimes erachtet, werden von sunnitischen Extremisten bzw. Handlangern salafistischer Strömungen, sofern sie an die Macht kommen, dazu gezwungen, die Kopfsteuer (Dschizya) zu bezahlen und ein Dasein als Bürger mit eingeschränkten Rechten (Dhimmi) zu akzeptieren.
Christen stehen nun vor der Wahl zwischen einer diktatorischen Schutzmacht, die seit Jahrzehnten im Verborgenen und gut organisiert durch mehrere Geheimdienste jegliche Opposition im Keim erstickt und unliebsame Bürger äußerst brutal foltert, oder unter der Knute salafistischer Fanatiker zu leben, deren Terrorherrschaft für den Islamischen Staat so bezeichnend war.
Fragt man jedoch mich, als Angehörigen der syrisch-orthodoxen Kirche, deren patriarchalischer Sitz vor Ausbruch des Krieges in Damaskus war, so würde ich mir eine dritte Option wünschen: nämlich Demokratie und für jeden Bürger gleich gültige Menschenrechte.
Doch fällt es mir als Verfasser dieses Textes und als deutscher Staatsbürger, der dies von seinem sicheren Zuhause in Europa aus macht, wesentlich einfacher, das so zu formulieren.
Die Publikation ist als PDF unter dem Link wie folgt abrufbar: https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/reminiszere_2020_syrien.pdf
Simon Jacob,
Vorsitzender des Zentralrats der Orientalischen Christen in Deutschland e.V
Oannes Consulting Vortragsreihen
Simon Jacob steht für Lesungen, Vorträge und Seminare zur Verfügung. Für Vorträge zu Project Peacemaker und weiteren Themen wie beispielsweise Geopolitik Naher Osten oder Digitalisierung, Fakenews und Cyberwar bitte den Links folgen
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Frau Daniela Hofmann
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Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zugänglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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