Themenschwerpunkt:
„Ein Blick auf ausgewählte Themen der internationalen Politik und Sicherheitspolitik“
Dauer: 23. – 25. September 2019
In Kooperation mit dem Landeskommando Bayern
Leitung: Anja Opitz / Uwe Löffler
Globale - sicherheitspolitische - Herausforderungen sind heute zunehmend komplexer und eng miteinander verbunden: Sie reichen von einem langsamen globalen Wachstum und gleichbleibender ökonomischer Ungleichheit über den Klimawandel hin zu geopolitischen Spannungen. Die Welt zeichnet sich durch einen beispiellosen Ressourcenreichtum und technologischen Fortschritt aus; für viele Bevölkerungsgruppen bedeutet dies aber das zunehmende Gefühl der Unsicherheit. Gefordert sind neue Wege, Globalisierung zu gestalten und auf Unsicherheiten zu reagieren.
Die Bundeswehr, eingebettet in ein internationales und multilaterales Krisenmanagementsystem, sieht sich einem größeren Aufgabenspektrum gegenüber. Insbesondere die Anforderungen an die Auslandseinsätze verdeutlichen die Bedeutung von Kenntnissen über das skizzierte internationale Geflecht. Dadurch entstehen besondere Ansprüche für die politische Bildung im historischen und internationalen Kontext…“
Das gesamte Programm kann im Archiv der Akademie mit diesem Link abgerufen werden.
Die Teilnehmer der Tagung, die hauptamtlichen und nebenamtlichen Jugendoffiziere des Landeskommando Bayern, bilden eine wichtige und notwendige Kommunikationsschnittstelle zwischen der Zivilgesellschaft und den Streitkräften und treffen sich einmal jährlich zu einer Fortbildungsklausur in der Politischen Akademie in Tutzing.
„Wir erleben heute geopolitische Machtverschiebungen, eine zunehmende Dynamik und Komplexität an (sicherheits-) politischen Herausforderungen, gepaart mit einer fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft in rasanter Geschwindigkeit– mit all ihren Vorteilen, Risiken und Möglichkeiten. Dazu kommen Konflikt-Multiplikatoren wie der Klimawandel oder Migration. Daher ist es umso wichtiger der Bevölkerung Zusammenhänge und Herausforderungen aufzuzeigen, militärische Einsätze zu erläutern und aktiv in den Diskurs zu treten“, so Hauptmann Oliver Kreutz.
Auf dem Webportal der Jugendoffiziere ist eine detaillierte und aufschlussreiche Anzahl an pädagogischen Bildungsangeboten zu finden. Angefangen von Vorträgen an Schulen bis hin zu sicherheitspolitischen Seminaren im Ausland, die innenpolitische wie auch geopolitische, breit gefächerte und in Verbindung mit den militärischen Aufgaben der Streitkräfte stehende Themen erläutern. Dabei ist das Angebot explizit an zivile Einrichtungen gerichtet.
„Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen der Bundeswehr und dem Bürger. Wir wollen mit unserer Arbeit die Grundlage für einen demokratischen Diskurs schaffen, Recruiting bzw. das Anwerben von jungen Frauen und Männern für den militärischen Dienst gehört strikt nicht dazu“, so Hauptmann Kreutz weiter.
Ergänzend ist zu erwähnen, dass der Lehrgang dazu diente, die (Jugendoffiziere) in verschiedenen sicherheitsrelevanten Dimensionen, (z.B. Cybertechnologie, geopolitische Entwicklungen und Extremismus) zu schulen, um ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, damit man dem Bürger komplexe Zusammenhänge auf einer zivilen und allgemein verständlichen Ebene erklären kann.
Als Autor dieses Artikels war ich selbst, in meiner Funktion als politischer Berater und freier Journalist, einer der Referenten, welcher an der Tagung teilnahm.
Zusammenfassung der besuchten und in der Funktion des Referenten vorgestellten Vorträge.
1. Aktuelle Herausforderungen im Bereich KI und Cyber-Security:
Oliver Rolofs – Connecting Trust, München
Der Sicherheitsexperte der Firma Connecting Trust ging in seinem Vortrag intensiv auf die global betrachteten Schlüsseltechnologien ein, in Verbindung mit den exponentiell zunehmenden Datenströmen (G5), welche das Zivilleben, staatliche Einrichtungen, Unternehmen wie auch Militärs, vor immense Herausforderungen stellen werden. Verschiedene vorhandene wie auch potenzielle Gefahrenherde, weltweit lokalisiert, wurden dabei näher betrachtet. Eine besondere Rolle kommt dabei einzelnen Staaten wie z.B. China, Russland oder Nordkorea zu, die mit teils selbst entwickelten Cyberwaffen, aber auch von Sicherheitsbehörden entwendeten digitalen Werkzeugen, immensen Schaden anrichten.
Folglich sind Nationen oder auch Länder im Zusammenschluss (EU) gefordert, aktiver in Schlüsseltechnologien zu investieren. China wie auch die USA stehen, wenn es um Forschung und Finanzierung geht, an vorderster Front. Die EU, mit den Hauptakteuren Frankreich, Deutschland, Schweden und Spanien, befinden sich weit abgeschlagen im unteren Mittelfeld. Indien, UK und Kanada liegen, besonders wenn es um Künstliche Intelligenz geht, weit vor den forschungsintensivsten Nationen der EU. KI als auch Big Data, immer wieder zusammenhängend mit Quantencomputer genannt, sind Schlüsseltechnologien, die zukünftig über Wohlstand und Frieden auf der Welt entscheiden könnten.
2. Nordsyrien, Türkei, Irak – Einfluss unter dem schiitischen Halbmond
Simon Jacob – Oannes Consulting, Augsburg
Neben einer kurzen Einführung in den Bereich „digitale Konflikte“ Naher Osten, mit punktuellen und tiefgründigen Fakten, ergänzend zum vorherigen Redner der Firma Connecting Trust, ging ich in meinem chronologisch strukturierten Vortrag auf die geopolitischen Ereignisse der letzten Jahre über, die den Iran und seine Nachbarn, als Regionalmacht, im Besonderen unter dem Einfluss der Religion intensiver beleuchtete. Das, was man heute allgemein als schiitischen Halbmond bezeichnet und territorial das Ziel hat, eine lückenlose Verbindung zwischen verschiedenen schiitischen und semischiitischen Gruppen bis hin zum Mittelmeer zu schaffen, folgt einer Strategie, die mit der Machtübernahme im Iran 1979 zur internen Staatsdoktrin wurde. Wo auch weitere regional (Saudi-Arabien, Israel, Türkei, Syrien) als auch global (USA, Russland) agierende Akteure ihre entsprechende Staatsagenda verfolgen. Im Fall des Irans spielt das Atomprogramm, in Verbindung mit der Entwicklung ballistischer Trägersysteme und der Einfluss schiitischer Gruppierungen im Irak, Jemen, Syrien und Libanon, die Teheran hörig sind, eine besondere Rolle, die die momentane Konfliktlage massiv beeinflussen.
Dabei wird oft vergessen, auf die iranische Revolution 1979 und weitere Ereignisse zuvor blickend, die den Panarabismus ablösten und den „politischen Islam“ als tragende Staatsform etablierten, dass Religion, im Verständnis des nahöstlichen Denkens, einen hochgradig dogmatischen Stellenwert hat. Gerade der rational agierende Teil der westlichen Welt, tief verankert im Verständnis, dass nur Wirtschaftswachstum und Kapitalismus in seinen verschiedensten Formen das Primat für Frieden und Stabilität bilden, wird vom theologisch – spirituell geleiteten Iran abgelehnt.
Einem westlichen Politiker mag das irrational erscheinen. Doch sprechen wir hier von einer Nation, deren Bürger, im Kindesalter und während des Irak – Iran Krieges, mit inbrünstigem Eifer und fanatischem Glauben an das Paradies, sich als lebende Bomben in die gegnerischen Reihen geworfen haben. Was dem Militärstrategen in einem westlichen Analystenteam als irrational und nicht umsetzbar gilt, nämlich, dass der Verlust der eingesetzten Einheit droht, wird in den Augen mancher Strategen aus dem Nahen Osten als ideale Lösung betrachtet, um Gott, der eigenen Nation und der Familie Ehre zu bringen. Garniert mit der Tatsache, dass man, nach dem tödlichen und willkommenen Einsatz, sein überirdisches Leben neben den heiligsten aller heiligen Kriegern verbringen wird. Manch einer in einer hohen politischen Position ist dermaßen vom Sakralen beflügelt, unter Missachtung materieller Bedürfnisse, dass ein entfesselter und irrational geführter Konflikt zur messianischen Erlösung führt. Inspiriert durch die Wiederkunft des entrückten letzten Imams - Muhammad al-Mahdī - der der Welt dann ewigen Frieden bringt.
3. Die Außenpolitik der Trump – Regierung in der gegenwärtigen Irankrise
Dr. Payam Ghalehdar, European University Institute (EUI), Florenz
Die geschichtlichen Hintergründe der Entwicklungen des Nahens Ostens im Hinterkopf, begann Dr. Payman Ghalehdar mit der Überleitung zur aktuellen politischen Lage und dem Konflikt der beiden Erzrivalen USA und Iran. Der Fokus lag dabei, der aktuellen Situation geschuldet, auf der Politik des amtierenden US Präsidenten. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die unilaterale Politik, die Trump seit seiner Wahl mit Unterstützung der Republikaner einleitete, die Welt verändert und weiterhin verändern wird. Den USA, zumindest jenen, die hinter Trump stehen, geht es im Wesentlichen nicht darum weitere Kriege zu schüren - auch wenn die Rhetorik des US Präsidenten manchmal darauf schließen lässt. Vielmehr zielt die Strategie darauf ab, die USA als eigenständige Nation, unabhängig der Partner, in eine möglichst vorteilhafte Position zu bringen. Und vorteilhaft bedeutet, so der Referent mit persischen Wurzeln, zunächst wirtschaftliche Prosperität und Sicherheit durch militärische Stärke. Tatsächlich nimmt Washington zunehmend weniger Rücksicht auf die Staatsform, mit der man verhandelt. Vielmehr geht es darum Konflikte zu vermeiden, die eigenen Partner an den Kosten für die globale Sicherheit zu beteiligen und Isolationismus. Manchmal hat es den Anschein, als ob Trump den Atomvertrag mit dem Iran im Alleingang gekündigt hat, und damit die EU brüskierte, weil es ein „Obama Deal“ war. Doch steckt hier viel mehr dahinter als manch einer anfangs vermutete. Im Wesentlichen ging es bei der einseitigen Aufkündigung um zwei primäre Punkte. Erstens, das Programm für ballistische Trägersysteme, welche auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden könnten und durchaus in der Lage wären, Europa und im Speziellen Israel zu erreichen - von den Nachbarländern ganz zu schweigen. Zweitens, um die Einflussnahme und Finanzierung schiitischer Gruppierungen, unter ihnen die Hisbollah, die zunehmend die territorialen Lücken des schiitischen Streifens (schiitischer Halbmond) von Teheran bis nach Beirut schließen.
Beide Konfliktpotentiale sind nicht verhandelt worden und gefährden, mit Hinblick auf die strategischen Energievorkommen im Nahen Osten, auch die Wirtschaft und Sicherheit der USA. Nebenbei erwähnt trifft das auf Europa, zusätzlich mit Flüchtlingswellen konfrontiert, ebenfalls zu.
Das wahrscheinlichste Szenario, sofern beide Seiten die Nerven bewahren, könnte ein neues Abkommen sein. Beide Konfliktparteien hätten kein Interesse an einem Krieg, so das abschließende Fazit des Referenten.
Persönlich möchte ich mich bei der politischen Akademie Tutzing und dem Landeskommando Bayern für die Einladung bedanken.
Simon Jacob
Oannes Consulting Vortragsreihen
Simon Jacob steht für Lesungen, Vorträge und Seminare zur Verfügung. Für Vorträge zu Project Peacemaker und weiteren Themen wie beispielsweise Geopolitik Naher Osten oder Digitalisierung, Fakenews und Cyberwar bitte den Links folgen
Anfragen sind zu richten an:
Oannes Consulting - Medien & Kommunikationsberatung GmbH, Rechte Brandstr. 34, 86167 Augsburg
Frau Daniela Hofmann
Fon: +49 – (0) 89 – 24 88 300 50
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Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zugänglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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