Link zur Sendung in der BR-Mediathek
ARD Report München: Getreten, geschlagen, beleidigt – Angriffe auf religiöse Minderheiten in Flüchtlingsheimen
In Nord-Syrien zerstört der „Islamische Staat“ Kirchen und ermordet assyrisch-christliche Geiseln. Im Nordirak führt der IS einen Vernichtungskrieg gegen die Jeziden. Wie Report München vergangenen Dienstag in seiner Sendung berichtete, findet aber auch eine Verfolgung christlicher und jezidischer Minderheiten jetzt vermehrt genau da statt, wo sie eigentlich Zuflucht suchen: in den Flüchtlingslagern in Deutschland. Besonders Christen und Jeziden werden vermehrt Opfer von Angriffen islamistischer Flüchtlinge und IS-Sympathisanten. Offizielle Zahlen dazu gibt es nicht.
„Man spricht von Auseinandersetzungen, so dass der Eindruck entsteht, dass da zwei Parteien sich feindlich gegenüber gestanden haben. Aber tatsächlich waren es hier Angriffe deren Motiv der Hass gegen das Christentum oder das Jezidentum war,“ so Mike Malke, Vorsitzender des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland. Es sei klar, dass man nicht den Hintergrund jedes Flüchtlings der nach Deutschland kommt durchleuchten könne, aber es könne nicht sein, dass die religiösen Minderheiten, insbesondere die Christen und Jeziden hierfür die Rechnung in den Erstaufnahmelagern bezahlen müssten. Deshalb fordere der Zentralrat „eine getrennte Unterbringung dieser religiösen Minderheiten und insbesondere der Christen und Jeziden von den Muslimen.“
Der Ursprung der Konflikte liegt im Nahen Osten
Der Ursprung der Konflikte liegt nicht hier in Deutschland, sondern bereits in den Ursprungsländern der Flüchtlinge. Der Zentralrat kennt auch die Lage vor Ort. Durch die mehrfachen Reisen des ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrates, Simon Jacob, in den Nahen Osten konnte man sich ein genaues Bild verschaffen. So warnte der Zentralrat bereits vor gut zwei Jahren vor dem Eintreten einer Situation, wie wir sie jetzt haben. Leider fanden die Worte damals kaum Gehör. Simon Jacob befindet sich aktuell als Friedensbotschafter im Rahmen seiner „Globalo Youth Peacemaker-Tour“ in der Türkei und hatte die Möglichkeit mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie zu sprechen. Dieses Gespräch zeigt klar und deutlich, dass die Konflikte vom Nahen Osten nach Europa importiert werden.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die Worte des Zentralrates nicht nur gehört werden, sondern dass in einem gemeinsamen Dialog die Kompetenz des Zentralrates zum Wohl der Flüchtlinge in Deutschland und der Menschen im Nahen Osten zum Tragen kommt.
Daniela Hofmann
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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