Christenverfolgung – Auch im 21. Jahrhundert keine Utopie!
Am 26. November fand die Landesversammlung des Ev. Arbeitskreises der CSU zum Thema „Diskriminierung und Verfolgung von Christen im 21. Jahrhundert“ im Maritim-Hotel Nürnberg statt. Eingeladen hatte der Landesvorsitzende des EAK Christian Schmidt. Unter den Gästen befand sich u.a. auch die Regionalbischöfin E. Hann v. Weyhern. Hauptredner des Tages Volker Kauder (Vors. CDU/CSU-Bundestagsfraktion) fokussierte die Religionsfreiheit als universelles Menschenrecht. Julius Dr. Hanna Aydin (Erzbischof Syr.-Orth. Kirche), Anba Damian (Kopt. Bischof) und Berthold Pelster (Kirche in Not) sprachen im Podium über die Lage der Christen im Nahen Osten und in den aktuellen kommunistischen Diktaturen.
Bericht von Marianne Brückl
Christenverfolgung und Menschenrechtsverletzungen sind ein Thema, das mittlerweile zunehmend auch in der Politik und den Medien Zugang gefunden hat. Die Landesversammlung von CSU/EAK am 26. November in Nürnberg bot den Tagungsteilnehmern Gelegenheit, viele neue Aspekte über die Diskriminierung und Verfolgung von Christen im 21. Jahrhundert aus verschiedenen Perspektiven zu erfahren. Dass Religionsfreiheit ein wertvolles Gut ist, das in der westlichen Welt zwar existiert, aber nicht hinreichend gewürdigt wird, in anderen Regionen der Welt der christliche Glaube aber durch staatliche Gewalt unterdrückt, wenn nicht sogar mit dem Tode bedroht wird, brachten die Vorträge der Referenten dieser Veranstaltung zum Ausdruck.
„Glaube wichtige Dimension im Leben eines Menschen“
Welchen Stellenwert die freie Ausübung des Glaubens und das Recht auf seine eigene religiöse Überzeugung für die Persönlichkeit des Einzelnen in der Gesellschaft einnehmen, daran ließ Volker Kauder (Vors. CDU/CSU-Bundestagsfraktion) keinen Zweifel. Glaube sei eines der zentralen Rechte und eine wichtige Dimension im Leben eines Menschen. „Glaubensüberzeugungen formen die Persönlichkeit eines Menschen und gehören damit zu einem Bereich, den es in besonderer Weise zu schützen gilt.“, betonte Kauder. In vielen Ländern der Welt, insbesondere im Nahen Osten sei diese Freiheit für die Christen aber nicht gegeben, sondern sie würden deshalb verfolgt und diskriminiert. Gerade in den muslimischen Ländern. In denen der Islam Staatsreligion sei oder eine Vorrangstellung habe, gebe es verstärkt Folter, Vergewaltigung und Entführung oder Tötung. Wer offen seinen Glauben verkünde, müsse fürchten, eingesperrt oder getötet zu werden.
Religion muss öffentlich bleiben
Auch in Deutschland müsse man nach Kauders Worten die öffentliche Dimension von Religion verteidigen. Sie sei ein wichtiger Punkt der Religionsfreiheit. Er wies darauf hin, dass zunehmend gefordert werde, die Religion aus der Öffentlichkeit zu verbannen mit der Begründung, dass damit Probleme beseitigt würden. Dass sich aber hieraus neue Schwierigkeiten und mangelnder gesellschaftlicher Zusammenhalt ergäben, werde dabei allerdings übersehen. „An der Verankerung der Religionsfreiheit lässt sich ablesen, wie sich eine Gesellschaft im Umgang mit Andersdenkenden und Andersgläubigen verhält.“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Eine freie Gesellschaft gebe es nur dort, wo jeder Einzelne seinen Glauben frei leben könne. Man dürfe in Deutschland nicht davon sprechen, dass zu viele Moscheen gebaut werden.
„Wir haben nicht zu viele gläubige Muslime in unserem Land, sondern zu wenig überzeugte Christen, die in die Kirche gehen und sich zu ihrem Glauben bekennen. Das sollte uns Sorge bereiten.“, so Kauder. Ein Wink des CDU/CSU-Vorsitzenden also, in Deutschland nicht zu leichtfertig die christlichen Werte zu vernachlässigen?
„Religionsfreiheit wichtiger Teil wertegeleiteter Außenpolitik“
Aber nicht nur in Deutschland sondern gerade auch im Nahen Osten muss Religionsfreiheit durch den Einsatz nicht nur von Menschenrechtsorganisationen, sondern auch verstärkt der Politik erreicht werden. Grundlage seien die universellen Menschenrechte. Dass sowohl Christenverfolgung als auch Menschenrechte in den Medien wie auch der Politik bis vor kurzem kaum erwähnt wurden, das räumte auch der Fraktionsvorsitzende ein. Erst nachdem CDU und CSU als erste dieses Thema in ihre politische Agenda mit aufgenommen hatten, so Kauder, wurde ein Antrag der Schwarz-Gelben Koalition „Religionsfreiheit weltweit schützen“ mit breiter Mehrheit nach Beratungen im Juli und Dezember 2010 vom Deutschen Bundestag angenommen „Die CDU/CSU-Fraktion wird sich im Deutschen Bundestag weiter dafür einsetzen, dass der Einsatz für Religionsfreiheit ein wichtiger Teil der wertegeleiteten Außenpolitik bleibt.“, schloss Kauder.
Zahlen und Fakten sprechen eine eigene Sprache
Eine kurze Präsentation des Integrationsbeauftragten der Syr.-Orth. Kirche Simon Jacob, belegte die zahlenmäßige Veränderung der christlichen Bevölkerung in Ägypten, Irak, Syrien und Türkei. So lebten bis zum Jahr 2010 in Ägypten nur mehr 12 Mio. Christen bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 77 Mio., im Irak sind waren es geschätzt nur noch 550.000. Die Türkei weist für das Erhebungsjahr etwa 0,1 Mio. Christen auf. Ein Alarmsignal also, dass die Folgen einer systematischen Verfolgung der christlichen Bevölkerung im Nahen Osten nicht unterschätzt werden dürfen, sondern es verstärkt zu Maßnahmen der westlichen Politik kommen muss, um diesen Prozess zu stoppen.
Enteignung des syr.-orth. Klosters Mor Gabriel Mittel zum Zweck
Einen Überblick zur Lage des von der Enteignung bedrohten syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel im Tur Abdin (Südostanatolien) gab die Vorsitzende des Vereins Tur Abdin/Nordirak, Frau Janet Abraham. Dass diese Prozesse lediglich Mittel zum Zweck für die Türkei sind, um das Ziel einer vollkommenen Säuberung von Christen zu erreichen, ließen schon die ersten Klagen gegen das älteste Kloster der Welt erahnen. Bereits im Jahr 2008 hatten drei kurdische Dörfer Anspruch auf Boden des 397 n. Chr. erbauten Klosters erhoben, u.a. auch gestützt auf die Behauptung, es sei auf den Ruinen einer zerstörten Moschee entstanden. Seither kämpfen Christen aller Konfessionen, Politiker und Menschenrechtsorganisationen um den Erhalt des mithin wichtigsten Weltkulturerbes in der Türkei. Als geistliches Zentrum der syr.-orth. Christen im Tur Abdin, hätte ein Verlust eines der letzten Zeugnisse des Urchristentums weitere Abwanderung zur Folge und das Ziel einer vollkommenen Entchristianisierung wäre erreicht.
Scharia wird immer Grundlage in arabischen Ländern bleiben
Auch Erzbischof Hanna Aydin betonte in seiner Rede, es werde keine wesentliche Verbesserung der Lage der Christen in den orientalischen Ländern geben, da die Scharia immer die Grundlage in den arabischen Ländern sein werde. „Uns verwirrt die oft anzutreffende Ahnungslosigkeit der „Abendländer“ mit der die Menschen in der pluralistischen Gesellschaft den gerade im Islam heute gepflegten radikalen Tendenzen des Islamismus begegnen.“, sagte Aydin. Er bezog sich dabei auf einen Artikel der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ mit dem Titel „Christ in der Gegenwart“ vom 30.10.2011, der in erschreckender Weise zeigt, wie junge Menschen den Islam und seine Gesetze als Lichtblick in den europäischen Gesellschaften empfinden, die keinerlei christlichen Glauben mehr praktizieren, sondern zunehmend an Moral verlieren. Der Bischof warnte eindringlich vor den Folgen einer zu großen Liberalität gegenüber solchen gesellschafts- und menschenfeindlichen Bewegungen. „Die Deutschen müssten es eigentlich aus der Geschichte des 3. Reiches kennen, dass am Ende die völlige Unterwerfung unter diese Ideologie im Namen der Freiheit genau diese Folgen haben kann. So schaukeln die ratlosen Bürger von der einen Seite zur anderen und die Freiheit liebenden Bürgen werden einfach durch ethische oder intellektuelle Erkenntnisse, in die daraus resultierende Unfreiheit entlassen.“, so Julius Dr. Hanna Aydin.
Wir hoffen auf eine gerechte Behandlung der Kopten im Heimatland
Wie sehr er sich seinem Heimatland Ägypten verbunden fühlt, zeigte Generalbischof Anba Damian in seiner Ansprache. Erst wenige Tage zuvor war Damian aus Ägypten zurückgekehrt und hatte erneut die Brutalität des Militärs gegen die koptischen Christen erlebt. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass es irgendwann doch einmal eine gerechte Behandlung aller Staatsbürger des Landes geben werde, unabhängig von ihrer Religion oder Konfession. Doch aktuell hätten die Kopten keinerlei Schutz von irgendeiner Seite, zudem fehle es an der notwendigen Konsequenz, Straftaten gegen die christliche Bevölkerung zu verfolgen geschweige denn, die Täter zu verurteilen. Er appellierte an die christlichen Gemeinden in Deutschland, Zeichen der Solidarität und Allianz mit koptischen Gemeinden in Ägypten zu zeigen, um die Zugehörigkeit zur Kirche als intakter Leib Christi beweisen zu können.
Christen in kommunistischen Diktaturen haben keine Religionsfreiheit
Dass auch die Christen in kommunistischen Diktaturen weit entfernt sind von Religionsfreiheit, belegte Berthold Pelster von „Kirche in Not“. Er berichtete über die aktuelle Situation in China, Nordkorea und Kuba. In China seien die Religionsgemeinschaften strengster staatlicher Kontrollen unterworfen. Dort gebe es zwar die Anerkennung von insgesamt fünf Glaubensrichtungen (Buddhismus, Daoismus, Islam, Katholizismus und Protestantismus), trotzdem wache die Regierung genauestens darüber, dass diese Religionsgemeinschaften dem Machtmonopol der Kommunistischen Partei nicht gefährlich würden. Für China sieht Pelster in der Zukunft eine Verschlechterung in der Religionsausübung, Seit ein, zwei Jahren fahre die chinesische Regierung wieder einen sehr restriktiven und konfrontativen Kurs. „Für die nähere Zukunft ist somit in China wohl keine Verbesserung in Sachen Religionsfreiheit zu erwarten.“, sagte Pelster. Noch schlimmer sei es aber in Nordkorea. Dort sei der Besitz von Bibeln oder ähnlichen religiösen Schriften verboten und werde drakonisch bestraft: mit Gefängnis oder gar mit dem Tod! Gnadenlose Unterdrückung und Hinrichtung von Geistlichen haben laut Kirche-in-Not dazu geführt, dass es vermutlich unter den ca. 4000 verbliebenen gläubigen Katholiken und etwa 10.000 Protestanten von insgesamt 22 Mio. Einwohnern, nicht einmal mehr Priester und Ordensleute gibt. Für Kuba sehen die Prognosen deutlich besser aus. Mittlerweile erhalten die Kirchen in den staatlichen Radiosendern wieder Sendezeiten, an Sonntagen ist es auch wieder möglich, kirchlichen und religiösen Unterricht zu erteilen. Zudem habe der kubanische Präsident Raúl Castro im Jahr 2008 an den Feierlichkeiten der Seligsprechung eines katholischen Ordensbruders teilgenommen. „Insgesamt erreichen uns also Nachrichten aus Kuba, die uns etwas Hoffnung geben: Unter der neuen Regierung von Raúl Castro werden Christen anscheinend nicht mehr automatisch als Staatsfeinde betrachtet. Von Religionsfreiheit, wie wir sie aus unseren freiheitlichen Ländern im Westen kennen, kann in Kuba freilich noch lange keine Rede sein.“, so Berthold Pelster. Es bleibt also zu hoffen, dass politischer, kirchlicher und gesellschaftlicher Einsatz des Westens letztendlich zu einer Verbesserung der Lage der Christen in allen Staaten beitragen und das Wort „Christenverfolgung“ einmal der Vergangenheit angehören wird. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, den die Menschen aller Glaubensrichtungen gemeinsam gehen müssen, um in der Zukunft Gleichberechtigung und Religionsfreiheit als selbstverständliches Gut allen Bewohnern der Erde zugänglich zu machen.
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