Weltfrieden, Menschenrechte, Religionsfreiheit – Die Jugend hat das Wort
Drei Tage lang standen vom 11.-13. September 2011 beim 25. Internationalen Friedenstreffen in München die Themen Weltfrieden, Menschenrechte und Religionsfreiheit im Mittelpunkt. Organisatoren waren die Gemeinschaft Sant‘ Egidio und die Erzdiözese München/Freising. Vertreter aller Religionen weltweit sprachen in verschiedenen Podien und Foren über die Konflikte zwischen den Glaubensrichtungen. In diesem Rahmen gab es am 12. September auch ein Treffen der christlich-orientalischen Kirchen, bei dem insbesondere die Jugendlichen das Wort hatten. Neben Ansprachen von Kirchenvertretern richtete die orthodoxe Jugend ihre Appelle an Politik und Gesellschaft.
Vertreter aller Glaubensrichtungen weltweit suchten beim 25. Internationalen Friedenstreffen in München den Dialog zwischen den Religionen. Zur Auftaktveranstaltung am 11. September erschien deshalb auch zahlreich politische und religiöse Prominenz. Sowohl Bundespräsident Christian Wulff als auch die Bundeskanzlerin sprachen u.a. neben Kardinal Marx (Erzbistum München) und Prof. Dr. Andrea Riccardi (Gemeinschaft Sant’ Egidio), Veranstalter des Treffens, über das gemeinsame Zusammenleben aller Glaubensrichtungen in der Welt. In verschiedenen Podien und Foren hatten die Besucher dann Gelegenheit, sich über Möglichkeiten und Lösungen für den Weltfrieden, Menschenrechte und Religionsfreiheit zu informieren.
Aus Fehlern der Vergangenheit lernen
Über 80 Interessierte konnten im Rahmen dieses Treffens auch das Forum mit dem Thema „Die christlich-orientalischen Kirchen auf dem Friedensweg“ im Pfarrzentrum St. Bonifaz (Forum H, 12.09.2011) verzeichnen, das den Auftakt zu weiteren Friedensgesprächen bilden soll. Vertreter sowohl der syrisch-, der koptisch-, der griechisch-orthodoxen Kirche wie auch der Chaldäischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens trafen sich dort zum gemeinsamen Dialog. Wo man bislang in starren Traditionen der alten Heimat und konfessionellen Barrieren verhaftet war, will man nun den gemeinsamen Weg als Christen gehen und den nachfolgenden Generationen auf diese Weise helfen, sich besser in der neue Heimat zurechtzufinden. Bislang waren es Unterschiede in der Auffassung des christlichen Glaubens, die zwischen den Kirchen untereinander zu Meinungsverschiedenheiten geführt hatten. Dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen müsse, um den Jugendlichen eine bessere Orientierung und Integration zu ermöglichen, zeigten die verschiedenen Ansprachen der anwesenden Referenten. Damit soll eine Basis zum Miteinander geschaffen werden. Der Moderator des Forums, Simon Jacob (Integrationsbeauftragter der syrisch-orthodoxen Kirche), kann selbst auf eine Vergangenheit zwischen zwei Konfessionen zurückblicken, zum einen als Ministrant in der katholischen und zum anderen als Mitglied der syrisch-orthodoxen Kirche. Er sprach als Betroffener, der in der Türkei geboren wurde und in Deutschland aufgewachsen ist, über die Schwierigkeiten, welchen die Jugendlichen begegnen, wenn die Kirchen sich nicht zu ihrem gemeinsamen Glauben bekennen – dem Christentum.
„Der Friede soll bei uns anfangen“
In seinem schriftlich übermittelten Grußwort begrüßte Philip Kiril Prinz von Preußen (Pfarrer i.E.) ausdrücklich das Zustandekommen dieses Dialogs zwischen den verschiedenen Konfessionen. „Der Frieden soll bei uns anfangen: Zuerst der Frieden mit Gott. Dann der Frieden unter uns Glaubensgeschwistern, in Form von Liebe! Und der wird ausstrahlen und wird unsere ausgestreckte Hand zu allen Mitmenschen zu einer 'warmen', einladenden machen. Denn Jesus sagt: Daran wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt (Joh 13,35).“ so der Prinz in seinem Brief. Auch bedauerte er sehr, dass selbst in Deutschland die Menschen zu wenig für ein Miteinander und die Integration der christlich-orientalischen Kirchen täten. „Dass es auch in Deutschland von uns alteingesessenen Christen bzw. der hiesigen Bevölkerung den Angehörigen Ihrer Kirchen nicht immer leicht gemacht wird, sich hier zu integrieren, ist ein Jammer! Ich begrüße Ihr Bemühen um Dialog und unterstütze Ihre Appelle an Politik und Gesellschaft nachdrücklich.“
Raus aus alten Traditionen und konfessionellen Barrieren
Auch Frau Erika Steinbach, Mitinitiatorin eines Treffens der altorientalischen Kirchen in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin im Juli 2011, zeigte sich in ihrem Grußwort ebenfalls sehr erfreut über die Fortführung der Friedensgespräche anlässlich dieses internationalen Treffens in München. Besonders hob sie in Ihrem Schreiben hervor, dass man den Weg des Friedens und der Integration als Christen der verschiedenen Glaubensrichtungen gemeinsam gehen müsse. „So sehr Sie sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden, einigt Sie, dass Sie alle gemeinsam vor den gleichen Herausforderungen im In- und Ausland stehen. Während im Ausland viele Christen Ihrer Glaubensrichtungen verfolgt werden, stehen Sie im Inland oftmals vor einem schwierigen Integrationsprozess, der durch die Traditionsunterschiede Ihrer alten und neuen Heimat gekennzeichnet ist. Es muss daher im Interesse aller Beteiligten liegen, diesen schwierigen Weg vereint zu gehen und so alle Unwägbarkeiten gemeinschaftlich zu bewältigen.“ betonte Steinbach in Ihrem Schreiben.
Die Facebook-Generation ist die Zukunft
Wie wichtig der Dialog zwischen den Kirchen für die Jugend ist, daran ließ Generalbischof Anba Damian (koptisch-orthodoxe Kirche), keinen Zweifel. Dass die „Facebook-Generation“ verantwortlich ist für die wesentlichen Veränderungen, bewertete der Generalbischof als Zukunftschance für die Jugend weltweit. Er erinnerte auch daran, dass nach den Anschlägen auf die Kirche in Alexandria an Weihnachten 2010 eine Welle von Protesten durch die christliche Bevölkerung gegangen war, an denen sich auch Muslime beteiligt hatten. „Ich träume davon, dass diese Facebook-Generation ihre Ziele erreicht und Ägypten als ein demokratisches Land erlebt, in dem die Menschen in Würde und in Freiheit miteinander leben können.“ sagte Bischof Damian.
„Die Kopten haben kein Interesse an politischer Macht. Das Höchste ist, in der Heimat zu leben und leben zu lassen. Ich wünsche mir, dass wir von hier aus unsere Mitmenschen in Ägypten unterstützen, dass wir sie nicht im Stich lassen, wir nicht und auch nicht die Verantwortlichen in Ägypten.“, so der Generalbischof weiter. Er bezog sich auf ein Gespräch mit einem sehr hohen Vertreter der Al-Azar-Universität in Kairo. Er habe diesem gegenüber geäußert, dass es doch möglich sein müsse, in Ägypten, im Heimatland, als gleichberechtigte Bürger so leben zu können, wie die Muslime in Deutschland es tun könnten. Er betonte, dass er keineswegs gegen Moscheenbau in Deutschland sei, aber in gleichem Maße müsse es möglich sein, in der Heimat Ägypten Kirchen zu bauen. Damian machte darauf aufmerksam, dass immer wieder Berichte von Kirchenbombardements in Ägypten und anderen muslimischen Ländern über Facebook bekannt würden. „Ich wünsche mir, dass die Leiden meines Volkes in der Heimat geringer werden und dass wir nicht wegschauen. Wir möchten keineswegs das Image unseres Landes im Ausland beeinträchtigen. Wir sind treue Ägypter.“, sagte er zum Abschluss und zitierte das Oberhaupt der koptischen Kirche, Papa Shenuda III: „Ägypten ist nicht nur ein Land in dem wir leben, sondern Ägypten lebt in uns. Und ich träume davon, dass sich die drei Verantwortlichen in Ägypten über das Herz und die Geschichte Ägyptens Gedanken machen, und niemals unser Land mit einer roten Farbe anstreichen, […]“.
Der Anfang ist gemacht
„Ob syrisch-orthodox, koptisch-orthodox, griechisch-orthodox, chaldäisch-katholisch oder welcher Kirche wir auch immer angehören mögen, eines sollte uns immer bewusst sein: Wir glauben an Jesus Christus und das sollte uns einen.“ Ein starkes und gutes Wort, das der syrisch-orthodoxe Bischof Dr. Julius Hanna Aydin, der selbst nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte, in seinem Grußwort zu übermitteln gebeten hatte. „Der Anfang ist gemacht, uns gegenseitig zu stärken im Dialog zwischen unseren Kirchen, gemeinsam daran zu arbeiten, miteinander stark zu sein. Das nicht nur für uns selbst als Vertreter des orthodoxen Glaubens, sondern insbesondere auch für unsere Jugend.“ Mit diesen Aussagen manifestierte der Bischof, der von Sr. Hatune Dogan vertreten wurde, das Ziel der Veranstaltung. Dieser Abend sei eine weitere Chance für die gesamte christliche Glaubensgemeinschaft, sich in Zukunft füreinander einzusetzen und gegenseitig zu unterstützen, damit man überall auf der Welt frei seine Religion ausüben könne, so Julius Hanna Aydin in seiner schriftlichen Ansprache. „Dieses Land, Deutschland, trägt das Banner der Demokratie, die es allen Menschen gebietet, die Religion und den Glauben des Nächsten zu respektieren. Wir alle, ob Europäer oder Orientale, haben die Pflicht dafür einzustehen, dass auch unsere Jugend ohne Zwänge aufwachsen und in Freiheit leben kann. Nicht unsere Konfession ist es, die den Glauben bestimmt, sondern unsere christliche Gesinnung.“ Klarer konnte nicht ausgedrückt werden, was längst gesagt werden musste.
Miteinander als Basis für Integration
Im Sinne des gemeinschaftlichen christlichen Glaubens und im Sinne des westlichen Wertekanons in Europa zu sein, frei zu handeln, frei zu denken und in Frieden zu leben, das war die Kernaussage von Simon Jacob, dem Integrationsbeauftragten der Syrisch-orthodoxen Kirche. In seiner Präsentation zu den einzelnen Konfessionen legte er anhand von Statistiken die Dezimierung der Christen in den Heimatländern von 1900 bis heute faktisch dar. Er bezog sich dabei insbesondere auf die Länder Ägypten, Irak, Libanon und die Türkei, aber auch auf die christliche Bevölkerung Eritreas und Äthiopiens, die unterschiedlichen Formen der religionsbedingten Ausrottung gegenüberstehen. „24 Regierungen afrikanischer Länder schlossen sich im Sommer 1990 zur "Islam-in-Afrika-Organisation" (IAO) zusammen. Auf der Gründungssitzung wurde beschlossen, nur noch Muslime in führende Ämter zu berufen, das islamische Recht (Scharia) einzuführen und das Christentum sowie andere nichtislamische Religionen zu vernichten.“, so Jacob. Besonders Ägypten, der Irak und nicht zuletzt die Türkei seien von dieser Vernichtungswelle betroffen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 74,8 Mio. Menschen lag 2010 in der Türkei der Anteil der Christen nur noch bei 0,1 Mio, im Irak sank die Zahl von 31 Mio. Gesamtbevölkerung auf 0,55 Mio. Christen. Zwar gebe es jetzt verstärkt Revolutionen zur Demokratisierung in den Ländern wie Ägypten, aber gleichzeitig nehme das Problem des Salafismus zu und gehe einher mit verstärkten Anschlägen auf die christliche Bevölkerung. Ägypten steht heute einem neuen Genozid gegenüber. Simon Jacob zeigte auf, dass es aufgrund der Fluchtbewegungen aus den Heimatländern eine steigende Zahl von Gemeinden aller orthodoxen Kirchen in der Diaspora gibt und Integration wesentlich von einem Miteinander aller Konfessionen abhängt. Gerade die orthodoxe Jugend sei hier ein wichtiges Bindeglied, das nicht durch starre Traditionen an seiner Entfaltung in einem freiheitlichen Land wie Deutschland gehindert werden dürfe, um sich nicht dadurch vom christlichen Glauben zu entfernen. „Integration bedeutet auch, aus der Vergangenheit zu lernen, um die Zukunft zu gestalten. Unser Leid hat uns eine neue Heimat geschenkt. Diese zu bewahren und die freiheitlichen Werte zu schützen, welche uns gegeben wurden, ist nun auch unsere Pflicht. Denn wir sind Teil dieser Gesellschaft und sehen uns in der Verantwortung, ehrliche Brücken des Dialogs zu bauen, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.“, so Jacob.
Wir legen Wert auf Integration
Für die Chaldäische Kirche in Bayern sprach Priester Sami Danka Alrais. Der Geistliche war in seiner Heimat Irak selbst Opfer einer Entführung und gezwungen gewesen, sein Land zu verlassen. Vormals sei der Irak zu 100% christliches Land gewesen. Allein zwischen Bagdad und Basra (Mitte und Süden des Irak) habe es etwa 500 Klöster und Kirchen gegeben, wie er sagt. Ebenso zwischen Bagdad und dem irakischen Norden des Landes. Die Situation für die Christen, die noch in der Heimat leben, werde aufgrund der Verfolgung immer schlimmer, weil es von außen zu wenig Beachtung gebe, so der Geistliche. „Die Christen aus dem Irak haben die Kultur und das Land aufgebaut“, betont Priester Alrais. „Egal wo wir uns auf der Welt befinden, wir legen Wert auf Integration. Wenn man sich umsieht, sind die Iraker mit der besten Ausbildung meistens Christen.“ Dies sei auch der Grund dafür, dass die Flüchtlinge aus dem Irak äußert geringe Schwierigkeiten hätten, sich in freiheitlichen Ländern wie Deutschland zu integrieren. Gerade im kaufmännischen Bereich, im Ingenieurswesen bis hin zum Gebiet der Medizin, seien die irakischen Christen sehr aktiv. Das zeige sich auch an der Jugend, die sehr früh schon lerne, Verantwortung zu tragen und Leistung zu zeigen. Daher sei es für die nachfolgenden Generationen leichter, ihre Heimat Deutschland voll anzunehmen.
Die Situation der Christen in Nahost
Schwester Hatune Dogan gab einen zusammenfassenden Bericht über die Arbeit ihrer Stiftung „Helfende Hände für die Armen“ für die Christen in Nahost. Schwerpunktmäßig agiert die syrisch-orthodoxe Schwester in Indien, in Ägypten, im Irak, in Syrien, im Libanon, in Jordanien und in der Türkei. „Gerade die jungen christlichen Frauen leiden besonders in den islamischen Ländern.“, sagte Hatune Dogan. Sie erzählte die Geschichte von 132 jungen Koptinnen in Ägypten, mit denen sie vor zwei Jahren Gespräche geführt hatte. „Davon waren 130 belästigt worden, 16 entführt und zwangsbeschnitten worden, 70 hatte man vergewaltigt, 5 waren geschwängert und wieder zurückgebracht worden.“, so die Schwester. Bis heute gebe es aber auch in den anderen Ländern wie dem Irak oder Libanon immer wieder Entführungen und Missbrauch. Die Situation für die Christen sei nicht besser als in Ägypten. Sie führte als weiteres Beispiel die Türkei an, in der sie selbst aufgewachsen ist und wo bis heute noch Unterdrückung und Gewalt gegen die christliche Bevölkerung herrscht. Aus ihren reichhaltigen Erfahrungen in den Nahost-Ländern, gerade in jüngster Zeit, konnte Sr. Hatune berichten, dass es Religionsfreiheit nirgends wirklich gibt. Frauen und Mädchen seien überall die Opfer von muslimischen Männern, sie würden verschleppt und vergewaltigt. In Syrien, wo es bislang der christlichen Bevölkerung noch einigermaßen gut gegangen sei, könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt ebenfalls nicht abschätzen, wie sich die Situation entwickeln werde. Ihre Stiftung setze sich aber weiterhin ein, gegen Unterdrückung und Armut der christlichen Flüchtlinge und für Menschenrechte zu arbeiten.
Pontos-Griechen mit im Bunde
Besonders erfreulich war an diesem Abend, dass auch die griechisch-orthodoxe Gemeinde in München an dieser Veranstaltung teilnahm und sich dem Bund der christlich-orientalischen Kirchen anschloss. Pfarrer Apostolus Malamoussis hatte es in einem Grußwort bedauert, nicht selbst anwesend sein zu können, da sich an diesem Abend mehrere Veranstaltungen orthodoxer Kirchen überschnitten. Er ließ die teilnehmenden Schwesterkirchen aufs herzlichste grüßen. Vertreten wurde die Allerheiligen-Gemeinde von Anastasia Dick, die gleichzeitig auch den pontos-griechischen Verband in Europa vertrat, der in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. Sie sprach sich ebenfalls dafür aus, dass es längst an der Zeit sei, im Sinne einer gemeinsamen Zukunft der Jugend die Möglichkeit zu geben, miteinander vorwärts zu gehen. Die eingefahrenen Traditionen wirkten sich hinderlich für die Integration aus und würden dem Frieden entgegenstehen. Schließlich seien alle Christen in den orientalischen Ländern gleichermaßen von Verfolgung und Hass betroffen und müssten verstärkt zusammenarbeiten. „Die Pontos-Griechen haben ihre orientalische Wurzeln in der Türkei.“, so Dick. Die eigentlichen Ursprungsvölker seien aber die syrischen Christen. Was sie aber verbindet sei die Heimat Türkei und der christliche Glaube, sagte sie und legte somit den Grundstein für eine zukünftige enge Zusammenarbeit mit den christlich-orientalischen Kirchen.
Die Jugend hat das Wort
Besonders die Appelle, die von Jugendlichen sämtlicher Konfessionen an Politik und Gesellschaft, der deutschen wie auch der eigenen gerichtet wurden zeigten, wie sehr der Wunsch nach Frieden und Freiheit nicht nur in der Diaspora, sondern auch für die in der ehemaligen Heimat Verbliebenen vorhanden ist. So wünschte sich die 21jährige Nura (Assyrischen Kirche des Ostens) von den Politikern besseren Schutz für die christlichen Assyrer in den Heimatländern wie dem Irak, wo auch kleine Kinder brutal von Extremisten ermordet werden. Sie fordert, dass seitens der Politik mehr eingegriffen wird, um die Sicherheit der assyrischen Christen in allen Ländern zu gewährleisten und diese in ihrer historischen Heimat Mesopotamien bleiben bzw. dorthin zurückkehren können. Emilia, 10 Jahre (koptische Kirche), hofft, einmal das Land Ägypten, wo ihre Eltern geboren und aufgewachsen sind, besuchen zu können, ohne Angst vor Verfolgung oder Vertreibung haben zu müssen. Michael, (14 Jahre, Assyrische Kirche des Ostens), rief die Jugend der orientalischen Kirchen dazu auf, sich für die Integration und die deutsche Gesellschaft einzusetzen. Als nächstes trug der 13jährige Alfred (Chaldäischen Kirche) seinen Wünsche vor. „Wir erhoffen uns von der Politik Unterstützung, wenn es um die Bewahrung unserer Sprache und die positiven Aspekte unserer Kultur geht. Das Deutsche ist essentiell wichtig, um eine optimale Integration zu gewährleisten. Doch möchten wir in unserer Heimat trotzdem unsere Wurzeln nicht vergessen.“ Sophia, 27 Jahre (griechisch-orthodoxe Kirche) sprach sich dafür aus, dass Religionsfreiheit, wie sie in Deutschland gelebt werden kann, überall stattfindet. Der 15jährige Michael (Koptische Kirche) fasste Worte zusammen, die besser zum Friedenstreffen nicht hätten passen können: „Ich sehe zuversichtlich in die Zukunft, die Welt verändert sich. Selbst wenn heute die Welt brutal und hässlich ist, so gibt es auch Positives. Nicht alles ist schlecht, nicht alles ist böse. Wenn wir alle Hand in Hand gehen und uns gegenseitig stützen und Hoffnung in der Welt verbreiten, wir das Morgen schöner sein.“ Diese und weitere klar definierte Appelle zeigten, dass die Jugendlichen der christlich-orientalischen Kirchen im Sinne eines funktionierenden und friedlichen Zusammenlebens aller Kulturen denken und ihre Zukunft auch gemeinsam leben möchten.
Christen haben dieselben Lieder
Zum Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung rührte das in englischer Sprache gesungene glockenreine Ave-Maria der 13jährigen Gabriella Kourie (syr.-orth. Kirche) aus Augsburg nicht nur das Publikum. Auch den Referenten war anzumerken, dass dieser Gesangsvortrag sie bewegte. Er machte deutlich, dass alle Christen dieselben Lieder haben und den Friedensweg gemeinsam gehen sollten.
Ohne die Vernunft aller, sowohl von Politikern als auch der verschiedenen Gesellschaften, wird es wohl nie einen Weg aus dieser Tragödie der Völker geben. Es bleibt die Hoffnung, dass das Wort der Jugend aller Konfessionen und Glaubensrichtungen stark genug ist, um letztlich eine gemeinsame Basis für den Weltfrieden, Menschenrechte und Religionsfreiheit zu schaffen.
Von Marianne Brückl
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