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Kann die Demokratie überleben?
Was bedeutet Demokratie für jeden von euch? Eine einfache und doch komplizierte Frage, die der Moderator Daniel die Gruppe an jungen Leuten fragte. Für alle Teilnehmer des Augsburger Jugendgesprächs bedeutet Demokratie die Freiheit sagen und denken zu können was sie wollen, doch nicht für alle ist dieser „Luxus“ selbstverständlich. Welche Rolle spielen die Medien dabei? Welchen Einfluss hat Religion darauf?
Das Jugendgespräch fand schon zum sechsten Mal statt und bringt Jugendliche und junge Erwachsene aus verschiedenen Ländern und Kontinenten zusammen, um sich über relevante Themen auszutauschen. Für Gottfried Morath vom Verein „Gegen das Vergessen, für Demokratie“ ist das Jugendgespräch eine Herzensangelegenheit.
Sie kam ihm einst beim Besuch der Augsburger Synagoge. „Ich war in der Synagoge und hörte dem Rabbi zu und dann sah ich eine Schulklasse draußen stehen. Unter den Schülern waren zwei Mädchen mit Kopftuch“, erklärt Gottfried Morath. „Zwei muslimische Mädchen betraten eine Synagoge, ohne Probleme! Das sollte bekannt werden“, ergänzt Gottfried Morath stolz.
Diese Begegnung ließ in ihm den Wunsch keimen, eine neue Art des Austausches zwischen den jungen Leuten unterschiedlicher Herkunft ins Leben zu rufen. „Erst begannen wir mit Jugendlichen verschiedenen Glaubens und dann aus verschiedenen Ländern“, erklärt Gottfried Morath.
Genau diese Möglichkeit, sich frei zu äußern und frei die eigene Religion zu wählen, oder auch abzulehnen, ist für die Teilnehmer ein Paradebeispiel für eine funktionierende Demokratie. Sogar wenn sie, wie die Teilnehmer Toby und Sam, aus den USA oder Australien kommen.
Kann Demokratie denn scheitern? Sie kann! Ausgerechnet die Heimatländer von Toby und Sam machen es deutlich, wie zerbrechlich Demokratie sein kann. „It's very difficult, if you arn't right nor left in the states“,
meint Sam und spielt damit auf die Polarisierung der Gesellschaft in den USA an und die Schwierigkeit sich in der politischen „Mitte“ zu platzieren.
In Australien dagegen ist es die politische Klasse, welche durch ständige Wechsel des Premierministers für Wahl- und Politikmüdigkeit sorgt. Seit 2007 erlebte das Land 6 Wechsel des Regierungschefs und dazu noch in kurzen Abschnitten.
Schnell wird durch den Dialog auch bewusst, dass selbst solch eine Demokratie besser ist als Krieg und Terror, wie ein Teilnehmer aus Afghanistan erklärte. Und wie steht es um Deutschland?
In der Runde waren sich alle einig, dass die Demokratie in Deutschland weit aus gefestigter ist, als es die Medien oft darstellen mögen. Die Presse muss neutraler und sachlicher berichten. Zudem soll die demokratische Bildung möglichst früh anfangen. Als sehr wichtig ist die Religionsfreiheit zu erachten. Denn nur wenn die Religion von der Politik getrennt ist, sind auch die Menschen frei.
Die deutsche Demokratie wird weiter bestehen, aber so optimistisch kann die Runde nicht auf alle Länder schauen. Afghanistan ist weit entfernt eine Demokratie zu sein und Länder wie die Türkei entwickeln sich sehr stark zu neuen Diktaturen.
Die Demokratie kann aber überleben, wenn auch nicht überall, dann aber für die nächste Zeit in Deutschland.
Maximilian Feldmann
München, 31.10.2018
Buchtipp:
Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.
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